Difference between revisions of "Phrasenstruktur im Skoltsaamischen"
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Das Kopfnomen im Skoltsaamischen kann durch Modifikatoren beschrieben werden. Diese erscheinen immer vor dem Kopf und sind hierarchisch angeordnet. Zuerst steht der Demonstrativartikel dann der Possessivartikel, Numeral oder Gradadverbien, Adjektive und/oder Partizipien und zuletzt das Kopfnomen. | Das Kopfnomen im Skoltsaamischen kann durch Modifikatoren beschrieben werden. Diese erscheinen immer vor dem Kopf und sind hierarchisch angeordnet. Zuerst steht der Demonstrativartikel dann der Possessivartikel, Numeral oder Gradadverbien, Adjektive und/oder Partizipien und zuletzt das Kopfnomen. | ||
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[tõid kueʹhtt sueʹjj] <ref>Feist 2010: 209.</ref> | [tõid kueʹhtt sueʹjj] <ref>Feist 2010: 209.</ref> | ||
DEM.PL.NOM zwei Birke.SG.GEN | DEM.PL.NOM zwei Birke.SG.GEN | ||
'Diese beiden Birken' | 'Diese beiden Birken' | ||
− | + | [demonstrativ Artikel + Numeral + Kopfnomen] | |
Dem Demonstrativartikel folgt das Numeral und anschließend steht das Kopfnomen. An der Flexion des Kopfnomens erkennt man einen Synkretismus des Genitivs Singular mit dem Nominativ Plural, weshalb es möglich ist ‚Birken‘ als Genitiv Singular oder Nominativ Plural zu glossieren. Syntaktisch hat das Nomen die Funktion des Subjekts und da der demonstrativ Artikel im Nominativ Plural steht, verdeutlicht die Glossierung im Nominativ Plural die Kongruenz der beiden Komponenten. | Dem Demonstrativartikel folgt das Numeral und anschließend steht das Kopfnomen. An der Flexion des Kopfnomens erkennt man einen Synkretismus des Genitivs Singular mit dem Nominativ Plural, weshalb es möglich ist ‚Birken‘ als Genitiv Singular oder Nominativ Plural zu glossieren. Syntaktisch hat das Nomen die Funktion des Subjekts und da der demonstrativ Artikel im Nominativ Plural steht, verdeutlicht die Glossierung im Nominativ Plural die Kongruenz der beiden Komponenten. | ||
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In der Postpositionalphrase folgt die Adposition der abhängigen Konstituente im Genitiv. | In der Postpositionalphrase folgt die Adposition der abhängigen Konstituente im Genitiv. | ||
− | ; Adpositionen, die als Prä- und | + | ; Adpositionen, die als Prä- und Postpositionen auftreten können |
a) Ǩiurrâl [põõrt pirr] leʹjje teltta <ref>Feist 2010: 316.</ref> | a) Ǩiurrâl [põõrt pirr] leʹjje teltta <ref>Feist 2010: 316.</ref> | ||
Kiureli.GEN Haus.SG.GEN herum sein.PST.3PL Zelt | Kiureli.GEN Haus.SG.GEN herum sein.PST.3PL Zelt |
Revision as of 13:48, 7 February 2013
Der Artikel präsentiert einen Überblick über die Syntax von Phrasen im Skoltsaamischen.
Nominalphrasen
Das Kopfnomen im Skoltsaamischen kann durch Modifikatoren beschrieben werden. Diese erscheinen immer vor dem Kopf und sind hierarchisch angeordnet. Zuerst steht der Demonstrativartikel dann der Possessivartikel, Numeral oder Gradadverbien, Adjektive und/oder Partizipien und zuletzt das Kopfnomen.
[tõid kueʹhtt sueʹjj] [1] DEM.PL.NOM zwei Birke.SG.GEN 'Diese beiden Birken' [demonstrativ Artikel + Numeral + Kopfnomen]
Dem Demonstrativartikel folgt das Numeral und anschließend steht das Kopfnomen. An der Flexion des Kopfnomens erkennt man einen Synkretismus des Genitivs Singular mit dem Nominativ Plural, weshalb es möglich ist ‚Birken‘ als Genitiv Singular oder Nominativ Plural zu glossieren. Syntaktisch hat das Nomen die Funktion des Subjekts und da der demonstrativ Artikel im Nominativ Plural steht, verdeutlicht die Glossierung im Nominativ Plural die Kongruenz der beiden Komponenten.
Bei der Modifikation mit einem Adjektiv kongruiert dieses nicht mit dem Kopfnomen sondern es erscheint in einer speziellen Attributivform. Die Flexion für Kasus und Numerus erscheint nur am Kopf:
Teä võʹllʼji [vuõssmõs čaʹppes heäppaž] ool [2] Dann springen.PRÄT.3SG erst schwarz Pferd.SG.GEN auf 'Dann sprang er auf das erste schwarze Pferd'
[tõn põõrt nõmm] leäi Jänkälä [3] [DIST.SG.GEN Haus.SG.GEN Name.SG.NOM] sein.PRS.3SG Jänkälä 'Dieses Hauses Name war Jämkälä' [[Demonstrativ + Possessor] + Kopfnomen]
In diesem Fall ist 'Name' das Kopfnomen und steht nach 'dieses und 'Hauses'. Das bedeutet der Possessivartikel, bzw. der Possessor kann auch prämodifiziert sein. In diesem Fall ist der Demonstrativartikel der Prämodifikator.
rottu [tõid saaʹmi puõccid ] [4] reißen.PRS.PL [DIST.PL.AKK Saami.PL.GEN Rentier.PL.AKK] 'Sie zerrissen diese Rentiere der Saami' [Demonstrativ + Possessor + Kopfnomen]
Im Skolt-Saami können sowohl demonstrative wie possessive Elemente in Nominalphrasen stehen. In dem Beispiel oben stehen 'diese' und 'Rentiere' im Akkusativ, aber 'Saami' im Genitiv. Die Possessivkonstituente steht somit nach dem Demonstrativartikel und vor dem Kopfnomen. Zusätzlich kann man auch den Kopf durch einen Nebensatz modifizieren, wie etwa einen Relativsatz:
mon vääldam tuʹst tän pääʹrn [5] 1SG.NOM nehmen.PRS.1SG 2SG.LOC PROX.SG.AKK Junge.SG.AKK [kååʹtt lij šõddâm ] [REL.SG.NOM sein.PRS.3SG geboren.sein.PART.PKT] 'Ich nehme diesen Jungen, der geboren ist, von dir'
Adpositionalphrasen
Die Adpositionalphrasen im Skolt-Saami bestehen hauptsächlich aus Postpositionen. Es gibt jedoch auch einige Präpositionen, die nur vor dem Nomen, das sie bestimmen, stehen können. Eine weitere Gruppe von Adpositionen kann vor oder nach dem Nomen stehen, ob diese eine bestimmte Funktion oder Bedeutung in den Fällen übernehmen, ist unklar. Die skoltsaamischen Adpositionen bedingen den Genitiv ihrer Konstituenten. Adpositionen müssen nicht zwangsweise der Kopf einer Adpositionalphrase sein, sondern können auch als ein Adverb fungieren. Der Begriff Adposition wird vorwiegend in der Skandinavistik verwendet, da es dort nicht nur Prä- und Postpositionen sondern auch Zirkumpositionen o.ä. gibt.
- Einfache Adpositionalphrase
vueʹlj [muu mieʹldd] [6] verlassen.IMP.2SG 1SG.GEN mit 'Geh mit mir'
Die Adposition ist der Kopf der Adpositionalphrase, da die abhängige Konstituente im Genitiv vorausgeht. In manchen Fällen jedoch steht die Adposition nicht als Kopf der Adpositionalphrase sondern fungiert als Adverb.
- Adposition als Adverb
Btuk teʹbe puäʹtte [mieʹldd]. [7] DIST.NOM.PL EMP kommen.PRS.3PL mit 'Sie kommen mit'
Die Adposition steht hier auch am Ende des Satzes, allerdings gibt es keine abhängige Konstituente und die Adposition ist nicht Kopf einer Phrase sondern ist Teil der Verbalphrase 'mitkommen'.
- Präpositionalphrase
Semman išttõõđi [kâskka miõut] [8] Simo sitzen.REFL.PRÄT.3SG mitten Büschel.SG.GEN 'Simo setzte sich mitten in einen Büschel'
Bei einer Präpositonalphrase steht die Präposition vor dem Nomen im Genitiv.
- Postpositionalphrase
Mij leeiʹm täʹst [Ciuttajooǥǥ ââlda] [9] 1PL.NOM sein.PRÄT.1PL PROX.SG.LOC Siutta+Fluss.SG.GEN nahe 'Wir waren hier, nahe am Fluss Siutta'
In der Postpositionalphrase folgt die Adposition der abhängigen Konstituente im Genitiv.
- Adpositionen, die als Prä- und Postpositionen auftreten können
a) Ǩiurrâl [põõrt pirr] leʹjje teltta [10] Kiureli.GEN Haus.SG.GEN herum sein.PST.3PL Zelt 'Es standen Zelte um Kiurelis Haus herum'
b) Laaʹrkaž pâi [pirr tool] âʹte vaaʹʒʒi *[11] Laaʹrkaž gerade herum Feuer.SG.GEN dann gehen.PRÄT.3SG 'Dann ging Laaʹrkaž gerade um das Feuer herum'
Es gibt auch Adpositionen, die gleichzeitig als Prä- und Postposition fungieren können. Es ist nicht klar, ob die Position der Adpositione eine bestimmte semantische oder syntaktische Funktion hat. In a) ist zu sehen, dass nicht nur das unmittelbar vorausgehende Nomen im Genitiv steht, sondern die gesamte Phrase. ‚Kiruli‘ steht als Possessor im Genitiv, da es sich um dessen Haus handelt, was nicht von der Postposition hervorgerufen wird. Im Beispiel b) findet sich dieselbe Adposition als Präposition vor dem abhängigen Nomen im Genitiv.
Literaturhinweise
- Tim Feist. 2010. A Grammar of Skolt Saami. Ph.D. thesis, University of Manchester. https://www.escholar.manchester.ac.uk/uk-ac-man-scw:123128