Allomorph (de)

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Unter Allomorph versteht man die verschiedenen Morphe (Formen), die als Vertreter ein und dasselben Morphems verwendet werden können. Sie sind also nicht nur segmentiert wie das Morph, sondern zusätzlich klassifiziert. Das Kriterium dafür, ob ein Morph ein Allomorph eines bestimmten Morphems ist oder nicht, besteht in phonetischer Ähnlichkeit und semantischer Gleichheit oder Ähnlichkeit. Nur in der Flexion wird davon abgesehen: Hier ist entscheidend, ob ein Allomorph die gleiche grammatische Funktion ausübt oder nicht.

Sowohl grammatische als auch lexikalische Morpheme können in der Form verschiedener Allomorphe vorkommen.

Beispiele aus dem Deutschen

Die 2. Person Singular von Verben hat die Allomorphe -{st} (spiel-st), -{est} (rechn-est) und -{t} (heiß-t). Aufgrund der phonetischen Ähnlichkeit und der grammatisch gleichen Funktion kann man diese Formen als Allomorphe dieses Morphems betrachten.

Wenn man im Deutschen ein einziges Morphem {Plural} bei Substantiven ansetzt, so tritt dieses Morphem in Form von folgenden Allomorphen auf:

  • -{e}: Hunde - Hund-e, Jahr - Jahr-e
  • -{n}: Tante - Tante-n
  • -{en}: Bank - Bank-en
  • -{s}: Auto - Auto-s
  • -{er}}: Kind - Kind_er
  • Umlaut: Mutter - Mütter
  • Umlaut + -{e}: Bart - Bärt-e
  • Umlaut + -{er}: Wald - Wäld-er
  • keine Pluralendung: Mädchen - Mädchen; eventuell als Mädchen-Ø angezeigt.

Die Formen sind phonetisch sehr verschieden; wenn man sie als Allomorph des Morphems Plural betrachtet, dann nur wegen ihner übereinstimmenden grammatischen Funktion.

Allomorphe gibt es auch bei Lexemen:

  • systematisch kommt es zu Allomorphen aufgrund der sog. Auslautverhärtung: So nimmt etwa "Gold" die Formen {gɔlt} und {gɔld}-{əs} an. Ein weiteres Allomorph zu "Gold" ist der Adjektivstamm "güld"- von "gülden". Phonetische Ähnlichkeit und semantische Gleichheit sind bei "güld"- als Kriterien erfüllt. Bei Fremdwörtern kommen ebenfalls häufig Stammallomorphe vor, z.B. bei "Flex-ion" und "flekt-ier-en".

Arten von Allomorphen

Je nach dem Verhältnis, in dem Allomorphe ein und desselben Morphems zueinander stehen, werden sie unterschieden in

  • Allomorphe in freier Variation; in diesem Fall hat man bei einer bestimmten Ausdrucksabsicht die Wahl zwischen verschiedenen Allomorphen, unabhängig von der Umgebung. So kann man nach Belieben den Plural "Kommata" oder "Kommas" wählen.
  • Allomorphe in komplementärer Distribution: Hier ist man auf nur eines der infragekommenden Allomorphe festgelegt. Dabei spielen zwei Bedingungen eine Rolle: 1. Die Wahl kann von der phonetischen Umgebung abhängen. Dies ist der Fall bei den Allomorphen der 2. Person Singular von Verben: spiel-st, rechn-est, heiß-t. Solche Fälle werden "phonetisch bedingte/ determinierte Allomorphe" genannt. 2. Die Wahl kann von dem Morphem abhängen, das die entscheidende Umgebung darstellt: Auf das Morphem {Kind} kann als Plural nur das Allomorph -{er} folgen; die anderen sind ausgeschlossen, obwohl es dafür keine phonetische Regel gibt. Solche Fälle werden "morphologisch bedingte/ determinierte Allomorphe" genannt.

Literatur

  • Bergenholtz, Henning, & Mugdan, Joachim. 1979. Einführung in die Morphologie. Stuttgart u.a.: Kohlhammer.
  • Karl-Heinz Best. 2008. LinK. Linguistik in Kürze mit einem Ausblick auf die Quantitative Linguistik. Skript. 5., durchgesehene Auflage. Lüdenscheid: RAM-Verlag.
  • Kürschner, Wilfried. 1997. Grammatisches Kompendium. 3. vermehrte und bearbeitete Auflage. Tübingen/ Basel: Francke.

Andere Sprachen

Englisch Allomorph