Judenitalienisch

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Judenitalienisch

Judenitalienisch (giudeo-italiano) ist das gesprochene Italienisch der noch heute in verschiedenen Gebieten Italiens lebenden Juden und gehört zu den judenromanischen Sprachen (Judenromanisch).

  1. Allgemeines
  2. Sprachliche Merkmale
  3. Quellen

Allgemeines

Das Judenitalienische ist heutzutage größtenteils ausgestorben und wird nur noch vereinzelt in den Städten Rom und Livorno gesprochen.

Im Mittelalter unterschied man zwischen judenitalienischer Schrift- und Sprechsprache. Die Schriftsprache galt als Sprache der Übersetzungen und Glossare religiöser Texte, wohingegen die Sprechsprache die Kommunikationssprache der Hebräer vom 14. bis ins 20. Jahrhundert war.

Die Studien des Juden-Italienischen, das von den Juden im Mittelalter gebraucht wurde, berufen sich hauptsächlich auf Inschriften, vor allem auf Grabsteine, Bibelübersetzungen, Glossare und Originaltexte. Der älteste judenitalienische Text stammt vom Ende des 12. Jahrhunderts und ist in hebräischer Schrift abgefasst.

Das Judenitalienische kann in verschiedene Varietäten untergliedert werden, welche stets den Charakterzügen des in der jeweiligen Region gesprochenen Dialektes ähnlich sind: giudeo-piemontese, giudeo-mantovano, giudeo-veneziano, giudeo-modenese und giudeo-livornese zählen zu den Bekanntesten.

Sprachliche Merkmale

Die judenitalienischen Varietäten besitzen, verglichen mit den von den Christen gesprochenen Dialekten, einen archaischen Charakter. Die am stärksten erforschte Varietät des Juden-Italienischen ist das giudeo-modenese. Sie zeigt den archaischen Charakter des Judenitalienischen, da lat. a und i beibehalten werden: gmod. skala, skarpa, lima vs. mod. skale, skarpe, lema. Des Weiteren unterscheiden sich die Personalpronomina der dritten Person Singular: gmod. lu, lei vs. mod. , . Ein weiterer allgemeiner Charakterzug aller juden-italienischen Varietäten ist die Präsenz hebräischer Elemente. Häufig finden sich biblische Begriffe wie manod ‚Geld’, melet ‚König’ und šabato ‚Samstag’ wieder. Außerdem gibt es zahlreiche juden-spanische und juden-portugiesische (Juden-Portugiesisch) Elemente im Juden-Italienischen von Livorno und jiddische Elemente im Judenitalienischen von Venedig. So entstehen Wörter mit hebräischer Wurzel und italienischem Suffix und umgekehrt: dabberare < hebr. dibber ‚sprechen’.

Quellen

Sala, Marius: Die romanischen Judensprachen / Les langues judéo-romanes (Art. 476). In: Lexikon der Romanistischen Linguistik (LRL) Bd. 7, hrsg. von Günter Holtus.