Textwelt

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Unter dem Begriff Textwelt versteht man einen durch aktive Verarbeitung eines kohärenten Textes erzeugten und von der realen Welt unterscheidbaren Sinnzusammenhang.

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Die Textwelt wird durch die inhaltliche Erschließung eines Textes aufgebaut, kann im Gedächtnis gespeichert, wieder aktualisiert und verarbeitet werden, z. B. in Nacherzählungen, Textwiedergaben, Zusammenfassungen, Rezensionen, Textvergleichen.

Lewandowski definiert Textwelt als [. . .] Sinnkontinuität eines Textes, die durch die rezipierende Aktivität des Hörers/Lesers rekonstruiert oder (individuell) neu konstruiert wird (Lewandowski 1990: 1181).

Beaugrande und Dressler bezeichnen die Kohärenz der Textwelt als Kriterium der Textualität:

  • Die Kohäsion der Oberflächentexte und die zugrunde liegende Kohärenz der Textwelten sind die offensichtlichen Kriterien der Textualität (Beaugrande & Dressler 1981: 118).

Komponenten der Textwelt sind nach Beaugrande & Dressler die Konstellationen von KONZEPTEN (Begriffen) und RELATIONEN (Beziehungen), welche dem Oberflächentext zugrunde liegen, für einander gegenseitig zugänglich und relevant sind [. . ] (Beaugrande & Dressler 1981: 5).

Neben den Konzepten, die durch sprachliche Ausdrücke des Textes aktiviert werden, wirken auf den Aufbau der Textwelt auch die durch Inferenz entstehenden Konzepte ein (vgl. Beaugrande & Dressler 1981: 114). Die Komponenten der Textwelt müssen nicht mit Fakten der realen bzw. als real vorgestellten Welt übereinstimmen, jedoch sinnvoll in den Rahmen einer Textwelt (möglicherweise auch eines fiktionalen Textes, eines Unsinnsgedichts oder einer Lügengeschichte) integriert sein (vgl. 153).

Nach Beaugrande & Dressler wird die Textwelt aus kognitivem Inhalt ('Wissen') aufgebaut, [. . .] das mit dem eigenen Glauben über die 'reale Welt' in einer komplexen und oft nur approximativen Weise verglichen wird (116).

  • Statt zu sagen, dass 'Wörter auf Objekte referieren' oder ähnlich, ziehen wir daher die Redeweise vor, dass 'sprachliche Ausdrücke Wissen aktivieren'. Der Akt der Referenz ist dann ein verwickelter Prozess des Mustervergleichs, währenddessen Textbenutzer eine Textwelt, die sich gemäß einer bestimmten Schwelle nicht vergleichen lässt, als FIKTIONAL bestimmen können (117).

Auch Lewandowski weist darauf hin, dass Textwelten von realer oder fiktiver Art sein können (Lewandowski 1990: 1181).

Siehe auch

Kohärenz, Textualität, rezeptive Textverarbeitung, Wissen, Wissensverarbeitung, Wissenssysteme, Referenz, inferieren, Konzept, Textsorten

Link

Eva Schoenke, Textlinguistik-Glossar

Literatur